Harte Nuss

Von Bonald Decker

In diesem Blog sind in der Vergangenheit schon zahlreiche Fallbeispiele mit außergewöhnlicher Anatomie oberer Prämolaren vorgestellt worden. Hilfreich waren hier in der Regel klinische Indizien, die Anhalt für diese Launen der Natur waren.

Anders in dem nachfolgenden Fall.

Ohne das alio loco angefertigte DVT (Planmeca- genaues Modell ist mir unbekannt) hätte ich diese sehr tiefe Aufgabelung in ein weiteres bukkales Kanalsystem niemals vermutet und folglich auch nicht vorhersagbar behandeln können.

Prä-OP nach WF alio loco

Prä-OP nach WF alio loco

Ausschnitt aus alio loco angefertigtem DVT; übersehenes Kanalsystem bukkal mit apikaler Parodontitis

Ausschnitt aus alio loco angefertigtem DVT; übersehenes Kanalsystem bukkal mit apikaler Parodontitis

Angefertigt worden war diese Aufnahme, weil die Patientin einige Wochen zuvor das recht frisch inserierte Implantat Regio 26 inklusive Augmentat infektionsbedingt verloren hatte…

da eine erneute Implantation für die Patientin nicht in Frage kam sollten daher nun die Revisionsbehandlungen an 25 und 27 erfolgen. Die Diagnose apikale Parodontitis wurde bei beiden Zähne erst im DVT ersichtlich…

Auch Zahn 27 zeigt eine apikale PA; ferner bekommt man einen Eindruck des Knochendefektes nach Verlust von Augmentat und Implantat

Auch Zahn 27 zeigt eine apikale PA; ferner bekommt man einen Eindruck des Knochendefektes nach Verlust von Augmentat und Implantat

Die sehr mühsame Erschliessung des bisher unbehandelten bukkalen Kanalsystems gelang durch rein manuelle Instrumentation mittels vorgebogener Hand-Instrumente.

Thermafil-Revision mit sehr tiefer Aufteilung in ein weiteres bukkales Kanalsystem

Thermafil-Revision mit sehr tiefer Aufteilung in ein weiteres bukkales Kanalsystem

Post OP nach Revision und erneuter WF von drei Kanalsystemen

Post OP nach Revision und erneuter WF von drei Kanalsystemen

Prä-OP vs. Post-OP

Prä-OP vs. Post-OP

Demnächst folgt die Revision des zweiten Molaren. Wie das DVT zeigt hält dieser zum Glück nicht ähnliche anatomische Überraschungen parat…

13 Gedanken zu „Harte Nuss

  1. Das gibt einem zu denken..
    Ich hatte auf der Frühjahrsakademie eine angeregte Diskussionen über Sinn und Unsinn eines DVTs. Die Kollegen sahen die Indikation für eine solche Aufnahme bei einigen wenigen pro Jahr, mit Endo-Schwerpunkt bzw. ausschließlicher Endo-Behandlung, wohlgemerkt. Man kann das so sehen, aber ob ich diese Aufzweigung ohne DVT gefunden hätte, wage ich zu bezweifeln.

    LG Bernard

    • Hallo Bernard,

      haben diese Kollegen ein eigenes DVT zur Verfügung? Welche Behandlungen werden überwiegend durchgeführt? Revisionen oder Erstbehandlungen. Welche Fälle werden behandelt, welche eher nicht?

      LGJ

      • Ja, haben sie. Einer ist ein reiner Spezialist und der andere kann es auch sehr gut m.E.
        Ist glaube ich mehr ein Prinzipfrage bei den Kollegen..

        LG B

    • Lieber Bernhard,
      ich erinnere mich an eine Frühjahrsakademie, ich glaube 2009, in Halle. Die Ablehnung gegenüber der damals ja tatsächlich noch recht jungen Technik, nicht nur, aber auch, durch Grössen der Endodontie war gewaltig und, heute, wie damals, weitgehend irrational und bestenfalls im Sinne des ALARA-Prinzips logisch und rational nachvollziehbar.
      Heute wenden die meisten derjenigen die DVT recht regelmäßig an oder bieten sogar die Anfertigung solcher scans als Dienstleister an. Times change.
      Und, Erfahrung verändert. Wer die Möglichkeiten eines Instrumentes nicht kennt, der kann seinen Wert nicht schätzen.
      LGM

      • Das sehe ich auch so. Die Vehemenz der Ablehnung durch die -von mir sehr geschätzten Kollegen- hat mich dennoch überrascht..

    • Hallo Bernard,

      ich hielt es für eine gute Idee

      1993 – Endometrische Längenbestimmung mittels Root ZX – „Keine Indikation, es gibt ja Röntgenmessaufnahmen, die sind viel genauer“- und was sagt der zahnmedizinische Mainstream heute ????
      1996 – Nickel – Titan – Instrumente zur Wurzelkanalaufbereitung – „was soll das denn sein, noch nie gehört, zu teuer, zu gefährlich, es gibt ja Gatesbohrer und K – Feilen“ – und was sagt der zahnmedizinische Mainstream heute ????
      1997 – Ein OP – Mikroskop für die Zahnmedizin zu nutzen – „Spinnerei, viel viel zu teuer, zu umständlich, wenn ich was sehen will, dann geh ich ganz nah ran“ oder „ich habe meine Zeiss 2,5 er Lupenbrille“ – und was sagt der zahnmedizinische Mainstream heute ????

      2012- DVT in der ZM wird in 10 Jahren Standard sein in deutschen Praxen, wer sich neu niederlässt, wird dies nicht mit einem digitalen OPG, sondern mit einem DVT tun- „unnötig, viel zu teuer, Körperverletzung, ich kann alles im konventionellen Rö- Bild sehen“ – und was sagt der zahnmedizinische Mainstream in 10 Jahren …..

      Du kannst jetzt also 10 Jahre warten oder Dir deine eigene Meinung bilden, Bernard.
      Interessanterweise stehen die Teilnehmer der Endocurricula des Jahres 2015 dem DVT extrem aufgeschlossen gegenüber.

      „Mach et, Otze.“

    • Hallo Bernard, das gelieferte DVT in diesem Fall war für endo-Zwecke eigentlich mehr als suboptimal. Aber man konnte zumindest den Grund für die apikale Aufhellung (=unbehandeltes Kanalsystem) erkennen bzw „vermuten“. Ich kann für _mich_ festhalten, dass ohne die 3D Erkenntnisse eine „erfolgreiche“ Behandlung in meinen Händen wohl unmöglich gewesen wäre. Ferner möchte ich folgendes anmerken. Ich hatte durch meine Unitätigkeit über viele Jahre die Möglichkeit der dvt Nutzung. Zunächst Galileos der ersten Generation, später ein cs 9300 Premium. Als ich 2012 unsere Praxis eröffnet habe und dafür im Vorfeld (lange) Planungen vorausgegangen waren , habe ich die Notwendigkeit der Anschaffung dieses Gerätes trotzdem nicht für nötig erachtet. Die Zeit und mehr hat mich zu einem Umdenken bewogen. Andere waren hier in vorausschauender als ich (zB Jörg & HaWi)
      Seit einigen Monaten haben wir nun ein „eigenes“ gerät in unser Konzept integriert. Mein Fazit bisher. Das dvt ist in vielen Fällen ein unverzichtbarer Bestandteil einer möglichst optimalen therapieplanung / Behandlung geworden. Ich „ärgere“ mich, dass ich dieses diagnostische „Tool “ nicht schon früher als sinnvoll erachtet habe. Damit wäre in einer Vielzahl von Fälle im Vorfeld eine bessere Diagnostik etc möglich gewesen. Ich gehe soweit zu sagen, dass eine spezialisierte (endo)praxis _heute_ um ein dvt nicht mehr „herumkommt “ Diese Technologie liefert bisher ungekannte Befunde mit daraus resultierenden Behandlungsplanungen. Habe ich früher bei unklaren befunden und Beschwerden gesagt:“ich kann aufgrund der klinischen und radiologischen 2D Befunde nur Vermutungen anstellen, wir sollten uns für ca 1 Behandlungsstunde sehen um den Fall klinisch zu inspizieren empfehle (nicht nur) ich heute im Vorfeld eine 3D Aufnahme. Dies schafft sehr häufig Gewissheit über Ursachen etc und erspart dem pat bei dort zB ersichtlicher infauster Prognose Zeit und Kosten.
      Wir fertigen pro Tag ca 1 Aufnahme an und sehen die Indikation als Mehrgewinn für den Patienten.
      Ich sehe es wie mein ehemaliger Chef. „Nur Weil wir einen Hammer haben sollte nicht alles aussehen wie ein Nagel“.
      Ich freue mich über den Hammer bei der entsprechenden Situation

      • Christoph, welches „eigene“ Gerät ist es geworden und wie wurde die Raumfrage geklärt ( war das nicht etwas schwierig von den Platzverhältnissen??)

      • Ich bin bei allem, was Du sagst, absolut bei Dir. Meine Entscheidung zugunsten eines DVT ist auch prinzipiell schon gefallen, ich arbeite gerade an der Umsetzung. Natürlich geht es auch ohne, irgendwie. Meistens. Aber wollen wir nicht alle das bestmögliche Ergebnis, wenn mit sinnvollem Aufwand erzielbar?

        LG Bernard

  2. Auch ich finde, dass das DVT ein Instrument ist, was viele Behandlungen sicherer und vorhersagbarer werden lässt. Die Indikation, hier ein DVT anzufertigen, ist ganz klar gegeben.

    Dennoch möchte ich fragen, warum der ganze Oberkiefer in das FOV (Field of View) einbezogen wurde? Wenn nur der 25 mit Nachbarzähnen/Strukturen eine Indikation darstellte, hätte man sich in der Aufnahme nicht auf diesen Bereich/bzw. den halben Oberkiefer beschränken sollen (müssen) !? Denn wo ziehe ich die Grenze im FOV? Das Gebot ALARA gilt auch hierfür.

    So sieht man auch ab und zu DVTs von Oberkieferregionen (nicht das hier gezeigte!), wo sämtliche Siebbeinzellen und weitere anatomische Logen abgebildet sind, die eher in den Bereich HNO / Neurologie passen. Da gebe ich bedenken, dass _alles_ was geröntgt wird, auch _befundet_ werden muss. Und da muss jeder seine eigenen Grenzen kennen und im Vorfeld abstecken!

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